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Marathon Männer - Überraschung: Gold für Uganda, ein Kalenjin schlägt die Kalenjin (11.8.2012)
Wer sollte am Abschlusstag der Olympischen Spiele bei der letzten Leichtathletik Entscheidung das Erbe des verstorbenen Samuel Wanjiru
antreten. Natürlich waren alle drei Kenianer heiß es ihrem großen Idol
gleichzutun. Der Verband nominierte den London Marathon Sieger und Frankfurt Marathon Sieger in 2:03:42 Stunden vom letzten Jahr Wilson Kiprotich Kipsang, den Doppelweltmeister von Berlin und Daegu Abel Kirui und den London Marathon Sieger von 2011 Emmanuel Mutai. Man konnte es sich leisten den Weltrekordler Patrick Makau und den New York und Boston Marathon Sieger Geoffrey Mutai zuhause zu lassen. Die Konkurrenz kam aus Äthiopien mit dem Weltschnellsten 2012 Ayele Abshero (2:04:23) und seinen Landsleuten Getu Feleke und Dino Sefir, die in Dubai ebenfalls 2:04:50 Stunden liefen. Wer sollte bei diesem überlegenen kenianisch-äthiopischen Aufgebot dagegen halten können?
Bei
Temperaturen von 23 bis 25 Grad bei voller Mittagssonne wurde es doch
relativ warm, gut für die Afrikaner. Der winklige Kurs sollte wie
bei den Frauen viele Körner kosten und die Zeiten ebenfalls drücken.
Dafür war der Zuschauerzuspruch und die Stimmung für die 105 Starter
gewaltig. Das Rennen begann nicht sonderlich schnell. Die ersten beiden
5-Kilometer Abschnitte waren mit 15:23 und 15:15 Stunden auf 2:10
Stundenkurs. Der Brasilianer Franck de Almeda
durfte mehrfach vorne den Ton angeben. Einzelne Zwischenspurts galten
allerdings auch nur dem Ziel die beste Position an den Wasserstationen
zu erlaufen, was aber auch zu einem unruhigen Rennverlauf führte.
Bei
11 Kilometern machte der Top-Favorit Wilson Kipsang ernst. Schnell riss
er ein Loch zwischen sich und die Verfolgergruppe, zeitweilig konnte
ihm nur noch Ayele Abshero folgen, der sich dann aber doch wieder
zurückfallen ließ. Kipsang baute mit einem sehr schnellen 14:20 Minuten
Abschnitt seine Führung auf rund 15 Sekunden aus. Dahinter formierte
sich eine mehr und mehr ausdünnende Verfolgergruppe. Aber war dieser
frühe Antritt nicht vorschnell? 30 Kilometer alleine laufen? Und -
viele Hunde sind des Hasen Tod! So richtig kam Kipsang nicht weg,
maximal 23 Sekunden, also immer noch in Schlagweite. Dahinter formierte
sich eine starke Gruppe mit den beiden anderen Kenianern Kirui und
Mutai, Abshero, dem Ungander Stephen Kiprotich, dem Südafrikaner Mokoka und dem Brasilianer Dos Santos, der schon zweimal den New York Marathon gewonnen hatte.
Der
5-Kilometer Abschnitt bis 20 Kilometer war mit 14:59 Minuten wieder
etwas langsamer geworden. In 1:03:15 Minuten überlief Kipsang die
Halbmarathon Marke, 16 Sekunden zurück die Verfolger, zwei Minuten
danach der Schweizer Viktor Röthlin, der Österreicher Günter Weidlinger war wie der Top-US-Amerikaner Ryan Hall
bereits ausgestiegen. Bei 22 Kilometern verlor Kipsang einige Sekunden,
als er an einer Verpflegungsstation nochmals zurück lief , um einen
Becher zu ergattern. Das sehen natürlich die Jäger und das baut sie
auf. Souverän war der Führende offenbar nicht. Das äthiopische Team
reduzierte sich erstaunlicherweise auf nur noch Abshero.
Sefir
war bei 11 Kilometern schon zurückgefallen, Feleke schwächelte bei 22
Kilometern. Aber auch die Kenianer verloren Emmanuel Mutai, der für den
verletzten Moses Mosop ins Team nachgerückt war.
Bei
24 Kilometern deutete sich eine Wende an. Der Mann aus Uganda Stephen
Kiprotich setzte überraschend nach, nur Kirui konnte ihm folgen. Bei 25
Kilometern (1:14:58 Stunden, 15:01 Minuten Abschnitt) hatte Kipsang nur
noch sieben Sekunden Vorsprung und kurz vor 27 Kilometern schlossen
Kiprotich und Kirui auf. Wie würde Kipsang reagieren? War er heiß
gelaufen? Kirui nutzte eifrig jede Gelegenheit sich mit Wasser und
Schwämmen zu kühlen. Die Dreiergruppe arbeitete nun zusammen. Die
Äthiopier waren geschlagen, die Medaillen schienen verteilt. Abshero
versank Kilometer um Kilometer im Niemandsland und wurde von den
dahinter Laufenden passiert. Blamabel für die Marathonnation: Alle drei
Äthiopier erreichten den Zielstrich nicht! Vielleicht lag es an der Unerfahrenheit der jungen Talente. Sollte der
Meisterschaftsläufer Kirui, der von seiner Bestzeit 2:05:04 Stunden zwar nicht der
schnellste Kenianer ist, aber mit zwei Weltmeistertiteln der
Erfolgreichste, sich noch einen Olympiatitel hinzulaufen? Sein
typischer Laufstil: hängender rechter Arm und nach rechts geneigter
Kopf. Zu diesem Zeitpunkt war er der Aktivste in der Gruppe.
Die
drei vorne konnten zusammenarbeiten, denn sie kennen sich. Wilson
Kipsang und Abel Kirui wohnen und trainieren beide in Iten im Hochland
von Kenia und sind vom Stamme der Kalenjin,
dem Läufervolk. Aber auch Stephen Kiprotich stammt aus Cheptilyal einem unbekannten Dorf mal gerade 200
Kilometer entfernt, denn auch dieser Teil von Uganda, die Provinz
Kapchorwa ist Kalenjinland. Daher auch der "kenianische" Name und
das ähnliche Aussehen des Uganders. Zudem trainiert Kiprotich auch in
Kenia. Dennoch erstaunlich, dass der Nachbar mithalten konnte. Wer ist
der Mann? Es war erst sein vierter Marathon. Der 23-Jährige lief seine Bestzeit von 2:07:20 Stunden in Enschede 2011 beim Debüt. Danach wurde er Neunter
bei der WM in Daegu und im gleichen Jahr immerhin Sechster bei
der Cross Weltmeisterschaft in Punta Umbria. Seine Vielseitigkeit
stellte er schon früher unter Beweis, als er 3.000 Meter Hindernis lief
und bei den Weltmeisterschaften
im Berglauf 2010 in Kamnik Fünfter wurde. Zuletzt lief er Im Frühjahr
2012 in Tokio in 2:07:50 Stunden auf den dritten Platz. Seine Bestzeit
über 10.000 Meter steht bei 27:58 Stunden.
In 1:30:15
Stunden passierte das Trio das 30 Kilometer Schild, ein Abschnitt in
nur noch 15:18 Minuten. Die Verfolger bedeuteten aber keine Gefahr
mehr. Die beiden Kenianer führten zumeist, der Ugander lief im
Schlepptau. Bis 35 Kilometer (1:46:03 Stunden) verlangsamte sich das
Tempo auf nur noch 15:48 Minuten für den 5-Kilometer Abschnitt. Nun
versuchte es nochmals Kipsang, konnte Kirui aber nicht abschütteln. Der
Ugander schien geschlagen und griff sich 10 Meter zurückliegend ans
Bein. War das die Vorentscheidung? Doppelsieg für Kenia? Doch dann
erholte sich Kiprotich, schloss wieder auf und griff in einer Kurve bei
37 Kilometern entscheiden an. Kirui versuchte mitzugehen, Kipsang war
geschlagen. Schnell hatte der nun wieder erstaunlich leicht
laufende Ugander 70 Meter Vorsprung, doch Kirui dessen Kopf immer
schiefer lag und der sich immer wieder den rechten Arm
ausschüttelte, gab sich noch nicht geschlagen. Hatte sich Kiprotich nun
übernommen? Doch er schien sich seiner Sache sicher zu sein, denn bei
40 Kilometer (2:01:12 Stunden, 5km Abschnitt in 15:09 Minuten) grüßte
er bereits ins Publikum, drehte sich allerdings auch immer mal wieder
um. Er konnte nur noch über sich selbst stolpern.
Kirui lag 19, Kipang bereits 51 Sekunden zurück. Kiprotich, der über die Ferse laufend eine
kleinere Schrittlänge als seine Verfolger hatte, hielt sein Tempo,
schnappte sich auf der Zielgeraden noch die nationale Flagge und lief
dann mit 26 Sekunden Vorsprung jubelnd als zweiter Ungander der
Geschichte zu Olympiagold.* Zuvor hatte 1972 John Akii-Bua
über 400 Meter Hürden in München bereits ganz oben auf dem Treppchen
gestanden. Im Ziel wirft er sich auf die Knie und küsst den olympischen
Boden. Kirui ist mit Silber zufrieden und zeigt sich erneut auf den
Punkt fit. Seine Nominierung war nicht unumstritten, nun aber
gerechtfertigt. Er war der beste Kenianer, aber ironischerweise nicht
der der beste Kalenjin! Im Ziel umarmten sich dann auch der Ugander und
Kirui und wechselten ohne Sprachbarriere ein paar Worte. Kipsang, der
für seinen furiosen Antritt bei 11 Kilometern doch Tribut zahlen
musste, sicherte nur noch 1:36 Minuten dahinter einkommend die
Bronzemedaille ab. Der US-Amerikaner Mebrahtom Keflezighi arbeitete sich noch auf den vierten Platz vor. Marilson Dos Santos wurde als erster Nichtafrikaner Fünfter vor dem Japaner Kentaro Nakamoto. Bester Europäer war der 2:07-Stunden Pole Henryk Szost
auf Platz neun. Der 37-jährige Schweizer Viktor Röthlin konnte als
Elfter und drittbester Europäer nicht mehr an die großen Erfolge
vergangener Jahre anknüpfen. In Peking 2008 wurde er Sechster. Schade,
Deutsche waren nicht am Start.
------------------------------------------ * Für den Olympiasieger stiftete der ugandische Präsident Yoweri Museveni bei einem Empfang zuhause einen Check in Höhe von 200.000.000 Uganda Shilling,
was ungefähr 60,000 Euro entspricht. Das ist in diesem armen Land ein
Vermögen! Bleibt abzuwarten, ob Kiprotichs Goldmedaille und der
finanzielle Erfolg nun viele ugandische Nachwuchsathleten
motiviert es ihm gleich zu tun, denn natürlich können sie laufen - genauso gut wie ihre kenianischen Nachbarn.
| Ergebnisse:
1 | Stephen | Kiprotich | UGA | 2:08:01 | 2 | Abel | Kirui | KEN | 2:08:27 | 3 | Wilson | Kipsang | KEN | 2:09:37 | 4 | Mebrahtom | Keflezighi | USA | 2:11:06 | 5 | Marilson | dos Santos | BRA | 2:11:10 | 6 | Kentaro | Nakamoto | JPN | 2:11:16 | 7 | Cuthbert | Nyasango | ZIM | 2:12:08 | 8 | Paulo-Roberto | Paula | BRA | 2:12:17 | 9 | Henryk | Szost | POL | 2:12:28 | 10 | Ruggero | Pertile | ITA | 2:12:45 | 11 | Viktor | Röthlin | SUI | 2:12:48 | 12 | Oleksandr | Sitkovskyy | UKR | 2:12:56 | 13 | Franck | de Almeida | BRA | 2:13:35 | 14 | Aleksey | Reunkov | RUS | 2:13:49 | 15 | Wirimai | Juwawo | ZIM | 2:14:09 | 16 | Michael | Shelley | AUS | 2:14:10 | 17 | Emmanuel | Kipchirchir-Mutai | KEN | 2:14:49 | 18 | Rachid | Kisri | MAR | 2:15:09 | 19 | Yared | Asmerom | ERI | 2:15:24 | 20 | Dylan | Wykes | CAN | 2:15:26 | 21 | Raúl | Pacheco | PER | 2:15:35 | 22 | Eric | Gillis | CAN | 2:16:00 | 23 | Dmitriy | Safronov | RUS | 2:16:04 | 24 | Carles | Castillejo | ESP | 2:16:17 | 25 | Iaroslav | Musinschi | MDA | 2:16:25 | 26 | Marius | Ionescu | ROU | 2:16:28 | 27 | Reid | Coolsaet | CAN | 2:16:29 | 28 | Martin | Dent | AUS | 2:16:29 | 29 | Vitaliy | Shafar | UKR | 2:16:36 | 30 | Lee | Merrien | GBR | 2:17:00 | 31 | Ignacio | Cáceres | ESP | 2:17:11 | 32 | Duhaeng | Lee | KOR | 2:17:19 | 33 | Faustine | Mussa | TAN | 2:17:39 | 34 | José-Carlos | Hernández | ESP | 2:17:48 | 35 | Miguel | Barzola | ARG | 2:17:54 | 36 | Urige | Buta | NOR | 2:17:58 | 37 | Grigoriy | Andreev | RUS | 2:18:20 | 38 | José-Amado | García | GUA | 2:18:23 | 39 | Daniel | Vargas | MEX | 2:18:26 | 40 | Ryo | Yamamoto | JPN | 2:18:34 | 41 | Jesper | Faurschou | DEN | 2:18:44 | 42 | Kári-Steinn | Karlsson | ISL | 2:18:47 | 43 | Lusapho | April | RSA | 2:19:00 | 44 | Mike | Tebulo | MAW | 2:19:11 | 45 | Arata | Fujiwara | JPN | 2:19:11 | 46 | Primož | Kobe | SLO | 2:19:28 | 47 | Guor | Marial | IOA | 2:19:32 | 48 | Luís | Feiteira | POR | 2:19:40 | 49 | Stephen | Mokoka | RSA | 2:19:52 | 50 | Miguel-Ángel | Almachi | ECU | 2:19:53 | 51 | Ser-Od | Bat-Ochir | MGL | 2:20:10 | 52 | Song-Chol | Pak | PRK | 2:20:20 | 53 | Kwang-Hyok | Kim | PRK | 2:20:20 | 54 | Guojian | Dong | CHN | 2:20:39 | 55 | Anuradha | Cooray | SRI | 2:20:41 | 56 | Methkal | Abu-Drais | JOR | 2:21:00 | 57 | Mark | Kenneally | IRL | 2:21:13 | 58 | Yonas | Kifle | ERI | 2:21:25 | 59 | Ivan | Babaryka | UKR | 2:21:52 | 60 | Carlos | Cordero | MEX | 2:22:08 | 61 | Scott | Overall | GBR | 2:22:37 | 62 | Pedro | Mora | VEN | 2:22:40 | 63 | Jeff | Hunt | AUS | 2:22:59 | 64 | Stsiapan | Rahautsou | BLR | 2:23:23 | 65 | César | Lizano | CRC | 2:24:16 | 66 | Samson | Ramadhani | TAN | 2:24:53 | 67 | Jan | Kreisinger | CZE | 2:25:03 | 68 | Mohammed-Abduh | Bakhet | QAT | 2:25:17 | 69 | Jussi | Utriainen | FIN | 2:26:25 | 70 | Arturo | Malaquias | MEX | 2:26:37 | 71 | Wissem | Hosni | TUN | 2:26:43 | 72 | Tamás | Kovács | HUN | 2:27:48 | 73 | Sinkweon | Jang | KOR | 2:28:20 | 74 | Antoni | Bernadó | AND | 2:28:34 | 75 | Marcel | Tschopp | LIE | 2:28:54 | 76 | Bekir | Karayel | TUR | 2:29:38 | 77 | Chia-Che | Chang | TPE | 2:29:58 | 78 | Ram | Singh-Yadav | IND | 2:30:06 | 79 | Jean-Pierre | Mvuyekure | RWA | 2:30:19 | 80 | Konstadínos | Poúlios | GRE | 2:33:17 | 81 | Zohar | Zemiro | ISR | 2:34:59 | 82 | Jinhyeok | Jeong | KOR | 2:38:45 | 83 | Juan-Carlos | Cardona | COL | 2:40:13 | 84 | Augusto | Soares | TLS | 2:45:09 | 85 | Tsepo | Ramonene | LES | 2:55:54 | . | Tayeb | Filali | ALG | DNF | . | Günther | Weidlinger | AUT | DNF | . | Zicheng | Li | CHN | DNF | . | Zatara | Mande-Ilunga | COD | DNF | . | Samuel | Tsegay | ERI | DNF | . | Ayele | Abshero | ETH | DNF | . | Getu | Feleke | ETH | DNF | . | Dino | Sefir | ETH | DNF | . | Abraham | Kiprotich | FRA | DNF | . | Abdellatif | Meftah | FRA | DNF | . | Patrick | Tambwé | FRA | DNF | . | Valerijs | Žolnerovics | LAT | DNF | . | Ali-Mabrouk | El Zaidi | LBA | DNF | . | Abderrahime | Bouramdane | MAR | DNF | . | Roman | Prodius | MDA | DNF | . | Rui-Pedro | Silva | POR | DNF | . | Coolboy | Ngamole | RSA | DNF | . | Darko | Živanovic | SRB | DNF | . | Abdihakem | Abdirahman | USA | DNF | . | Ryan | Hall | USA | DNF |
Zwischenzeiten:
| | Zeit | Split | 5km | | 00:15:23 | 00:15:23 | 10km | | 00:30:38 | 00:15:15 | 15km | | 00:44:58 | 00:14:20 | 20km | | 00:59:57 | 00:14:59 | 25km | | 01:14:58 | 00:15:01 | 30km | | 01:30:15 | 00:15:17 | 35km | | 01:46:03 | 00:15:48 | 40km | | 02:01:12 | 00:15:09 | 42,195km | | 02:08:01 | 00:06:49 |
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800m Frauen - Russinnen laufen taktisch zu Medaillen (11.8.2012)
Die
Russin Mariya Savinova konnte in einem taktisch klugen Rennen ihrem
Europa- und Weltmeistertitel nun auch noch den Olympiasieg
hinzugesellen. Die US-Amerikanerin Montano und die Kenianerinnen liefen
die erste Runde in 56:31 Sekunden äußerst aggressiv an, während die
Russinnen sich zurück hielten. Auf den letzten 150 Metern zündeten
sie dann den Turbo und stürmten auf der Zielgeraden einem Doppelsieg
entgegen. Doch Caster Semeneya aus Südafrika konnte Ekaterina
Poistogova noch abfangen, während die Kenianerinnen einmal mehr,
kennzeichnend für diese Olympischen Spiele wieder leer ausgingen.
Deutsche waren nicht am Start.
Nachtrag 11.11.2015: Der
Weltantidoping-Agentur Bericht vom 9.11.2015 schlägt hohe Wellen. Die
Mittelstreckendisziplinen müssen mittlerweile zu den
Doping-verseuchtesten Disziplinen der Leichtathletik gerechnet werden.
Hier wirken offensichtlich sowohl Anabolika als auch EPO oder
Eigenbluttransfusionen besonders wirksam. Die Medaillenvergabe des 800 Meter Finales von London 2012 muss nun neu geregelt werden. Olympiasiegerin, Europa- und Weltmeisterin und Europas Leichtathletin des Jahres 2009 Mariya Savinova ist eine Kernfigur des russischen Dopingskandals.
Ihr Olympiasieg dürfte aberkannt werden. Sie gab im letzten Jahr in
einem ARD-Video bereits die Einnahme von Anabolika zu. Die Dritte Ekaterina Poistogova
bekannte sich ebenfalls in einem ARD-Video zum Gebrauch von Oxandrolon
und EPO. Jetzt am 9.11.2015 empfahl die WADA Kommission Savinova und
Poistogowa lebenslänglich zu sperren.
Wer rutscht dann nachträglich in die Medaillenränge? Die Zweite des
Rennens Caster Semenya - ebenfalls umstritten wegen ihrer
Geschlechtszugehörigkeit - zeigte sich von der Aussicht doch noch Olympia-Gold
zu erhalten nicht sonderlich begeistert. In einem Interview
gab Sie zu verstehen: "Ich kann nichts anderes als meine Silbermedaille
feiern.... Es würde mir nichts bedeuten, es wäre gut für mein Land,
aber ich kann mich nicht für den Gedanken begeistern!" Lieber würde
Sie hart trainieren, um regulär bei Olympischen Spielen zu gewinnen.
Tragisch: Semenya unterlag auch ein Jahr zuvor eben jener Savinova bei
den Weltmeisterschaften 2011 in Daegu. Sollten die beiden Erfolge gestrichen werden, wäre Caster Semenya durch ihren WM-Sieg 2009 in Berlin
nun Doppelweltmeisterin und Olympiasiegerin! Mittlerweile ist die
umstrittene südafrikanische Athletin jedenfalls startberechtigt. Die nach den zu
erwartetenden Disqualifikationen neue Dritte Alysia Johnson Montano
aus
den USA ging offensiver mit den Russinen um. Den WADA Report
kommentierte sie als Genugtuung. Sie misstraute schon damals den
russischen Machenschaften, gab die Hoffnung nie auf und sähe sich jetzt
als neue Bronzemedaillengewinnerin bestätigt. Ihre Ausgangslange mag
Berechtigung dazu bieten, denn viermal war sie bei internationalen
Meisterschaften jeweils hinter Russinnen und ihr entgingen dadurch
bisher drei Medaillen. Ach ja, die Sechste, die Hallen- und U23-Europameisterin 2011 Elena Arzhakova war übrigens auch gedopt. Wegen Auffälligkeiten im Blutprofil / Biologische Pass im Jahre 2013 wurden ihre Ergebnisse u.a. von den Olympischen Spielen gestrichen. Ihre Sperre reicht bis 2015.
| Ergebnisse:
1 |
Mariya |
Savinova* |
RUS |
1:56.19 |
2 |
Caster |
Semenya |
RSA |
1:57.23 |
3 |
Ekaterina |
Poistogova* |
RUS |
1:57.53 |
4 |
Pamela |
Jelimo |
KEN |
1:57.59 |
5 |
Alysia |
Johnson Montano |
USA |
1:57.93 |
6 |
Elena |
Arzhakova* |
RUS |
1:59.21 |
7 |
Francine |
Niyonsaba |
BDI |
1:59.63 |
8 |
Janeth |
Jepkosgei Busienei |
KEN |
2:00.19 |
* siehe Text
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5.000m Männer - Mo Farah did it again! (11.8.2012)
80.000
Zuschauer fieberten am Schlusstag der Stadion-Leichtathletik dem 5.000
Meter Finale der Männer entgegen. Die britischen Zeitungen wollten mehr
von Mo Farah, der Doppelerfolg
für den 10.000 Meter Olympiasieger lag in der Luft und war auch
durchaus realistisch. Was wird die Konkurrenz, die schnellen Äthiopier
und Kenianer, die in der Weltbestenliste vor dem gebürtigen Somalier
standen, unternehmen? Nichts! Und das war das Erstaunliche. Wie das
Kaninchen vor der Schlange hatte keiner den Mumm sich eine Strategie
gegen den schnellen Spurter auszudenken. Da gab es schon Vorbilder wie
1993 bei den Weltmeisterschaften in Stuttgart, als der Kenianer Ismael Kirui
mit einem plötzlichen Zwischenspurt bei 1.800 Metern und einem
gnadenlosen Tempolauf ein riesiges Loch zwischen sich und die Gruppe um
Haile Gebrselassie riss. Als
der Meister merkte, dass Kirui kein "Opferläufer" der Kenianer war,
sondern deren momentane Nummer Eins, zog er seinen unwiderstehlichen
Spurt an, aber zu spät, ein halber Meter fehlte Haile an der
Ziellienie. So macht man das!
Anders in London. Mo Farah
kontrollierte in einem unglaublich langsamen Bummelrennen auf den
ersten 2.000 Metern die Konkurrenz, die scheinbar nur noch auf den
zweiten Platz laufen wollte. Keiner unternahm etwas. Bei 2.500 Metern
ging Farah sogar selbst an die Spitze, nicht um das Tempo anzuziehen,
sondern um für einen Ausreissversuch der Gegner gerüstet zu sein. Nun
begann der Steigerungslauf, den die Äthiopier starteten. Vielleicht
wäre es für die drei Weltjahresbesten Äthiopier besser gewesen im
Teamwork von Anfang an gnadenlos Tempo zu laufen und die Spurtkraft von
Farah zu brechen. Einer wäre vielleicht durchgekommen. Aber es lief nun
alles nach Schema F ab. Eingangs der letzten Runde waren alle noch
beieinander und einer war am Schluss der Schnellste. Na wer wohl?
Während
Mo Farah in der langsamsten olympischen Siegerzeit seit Mohammed Gamoudi 1968 unter dem ohrenbetäubendem Jubel des Stadionovals dem Abend
aus britischer Sicht die goldene Krone aufsetzte, balgten sich dahinter
die Geschlagenen um die verbliebenen zwei Medaillen. Der Ex-kenianische
US-Amerikaner Bernard Langat verstolperte eingangs der Zielgeraden und behinderte dabei leicht die kenianische Hoffnung Isiah Kiplangat. Sein Landsmann Thomas Longosiwa lag 100 Meter vor dem Ziel sogar noch fast gleichauf mit Mo Farah, wurde dann aber doch noch vom Äthiopier Dejen Gebremeskel abgefangen. Die anderen mitfavorisierten Äthiopier wurden mit Platz 11 und 12 abgestraft. Schnellster Weißer wurde Galen Rupp (USA) auf Platz sieben, der sich über 10.000 Meter bereits Bronze gesichert hatte. Einzger deutscher Teilnehmer war Arne Gabius aus Tübingen, der im Vorlauf knapp ausschied.
| Ergebnisse:
1 | Mohamed | Farah | GBR | 13:41.66 | 2 | Dejen | Gebremeskel | ETH | 13:41.98 | 3 | Thomas | Pkemei Longosiwa | KEN | 13:42.36 | 4 | Bernard | Lagat | USA | 13:42.99 | 5 | Isiah | Kiplangat Koech | KEN | 13:43.83 | 6 | Abdalaati | Iguider | MAR | 13:44.19 | 7 | Galen | Rupp | USA | 13:45.04 | 8 | Juan Luis | Barrios | MEX | 13:45.30 | 9 | Hayle | Ibrahimov | AZE | 13:45.37 | 10 | Lopez | Lomong | USA | 13:48.19 | 11 | Hagos | Gebrhiwet | ETH | 13:49.59 | 12 | Yenew | Alamirew | ETH | 13:49.68 | 13 | Mumin | Gala | DJI | 13:50.26 | 14 | Cameron | Levins | CAN | 13:51.87 | 15 | Moses | Ndiema Kipsiro | UGA | 13:52.25 |
|
1.500m Frauen - Nanu? Türkischer Doppelerfolg! (10.8.2012)
Für die 1.500 Meter gab es keine klare Favoritin. Vielleicht die Türkin Gamze Bulut, die sich seit letztem Jahr um satte 18 Sekunden verbesserte, oder ihre Landsfrau Cakir Alptekin Asli, die aktuelle Europameisterin oder Doppel-Weltmeisterin 2007 und 2009 Maryam Yusuf Jamal
(Ex-Äthiopien, nun Bahrein)? Es war zudem die letzte Chance für die
Kenianerinnen noch eine Goldmedaille zu erobern. Aber es qualifizierte
sich mit Hellen Obiri nur eine Teilnehmerin. Auch für Äthiopien startete mit Abeba Aregawi nur eine Läuferin. Das Rennen war also die Chance für die Nichtafrikanerinnen.
Gamze Bulut und Yusuf Jamal machten das Tempo, aber nicht besonders schnell. 2:23,97 Minuten war die Zwischenzeit bei 800 Metern, 3:26,88 bei 1.200 Metern. Die Europameisterin und frühere Doperin Cakir Alptekin Asli
hatte in 4:10,23 Minuten schließlich knapp vor der noch aufkommenden
Gamze Bulut und Yusuf Jamal die Nase vorne. Hellen Obiri, die
diesjährige 3.000 Meter Hallenweltmeisterin, wurde übrigens Letzte,
kennzeichnend für den überraschend schwachen Auftritt von Kenias Frauen
bei diesen Olympischen Spielen. Erstaunlich wie schlecht einige der
Jahresweltbesten liefen. Die Äthiopierin Abeba Aregawi lief in diesem
Jahr bereits dreimal unter 4:00 Minuten, kam aber über Platz fünf nicht
hinaus.
| Ergebnisse:
1
| |
Asli Çakir Alptekin
|
TUR
|
4:10.23
|
|
2
| |
Gamze Bulut
|
TUR
|
4:10.40
|
|
3
| |
Maryam Yusuf Jamal
|
BRN
|
4:10.74
|
|
4
| |
Tatyana Tomashova
|
RUS
|
4:10.90
|
|
5
| |
Abeba Aregawi
|
ETH
|
4:11.03
|
|
6
| |
Shannon Rowbury
|
USA
|
4:11.26
|
|
7
| |
Natallia
Kareiva
|
BLR
|
4:11.58
|
|
8
| |
Lucia
Klocová
|
SVK
|
4:12.64
|
|
9
| |
Ekaterina Kostetskaya
|
RUS
|
4:12.90
|
|
10
| |
Lisa
Dobriskey
|
GBR
|
4:13.02
|
|
11
| |
Laura Weightman
|
GBR
|
4:15.60
|
|
12
| |
Hellen
Onsando Obiri
|
KEN
|
4:16.57
|
|
| |
Morgan Uceny
|
USA
|
DNF
|
|
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5.000m Frauen - Meseret Defar mit 3:0 für Äthiopien (10.8.2012)
Die Olympiasiegerin 2012 über 10.000 Meter Tirunesh Dibaba oder ihre äthiopische Landsfrau Meseret Defar, Olympiasiegerin 2004, oder doch noch die Doppelweltmeisterin über 5.000 und 10.000 Meter von 2011 Vivian Cheruiyot aus Kenia? Doch zunächst machte die Britin Jo Pavey
das Tempo in Richtung mäßige 15:35 Minuten, denn die ersten 1.000 Meter
wurden in langsamen 3:07,58 Minuten durchlaufen. Auch bei 2.000 Metern
(6:17,35 Minuten) joggten die Afrikanerinnen immer noch hinten.
Was wollten die Kenianerinnen gegen die spurtstarken Äthiopierinnen
unternehmen?
Die Europäerinnen Pavey und die Italienerin Elena Romagnolo durften sich weiter vorne publikumswirksam in Szene setzen. Auch bis 3.000 Meter (9:27,75 Minuten) tat
sich nichts. Ungewohnt: Tirunesh Dibaba selbst ging bei 3.500 Metern
schließlich in Front, das Tempo wurde angezogen und schon war an der
Spitze nur noch Afrika versammelt. 68er bis 69er Runden folgten und der
Steigerungslauf begann. Die 4.000 Meter Marke wurde in 12:24,81 Minuten
durchlaufen. Zwei Runden vor dem Ziel lag die Zugmaschine Dibaba weiter
vor Defar und Cheruiyot, die Weißen fielen ab. Auf 65,12 Sekunden
beschleunigte Defar die vorletzte Runde. In einer flotten 60er Runde
und 15:04,25 Minuten siegte schließlich auf der Zielgerade Meseret
Defar in einem nicht besonders aufregenden Rennen vor Cheruiyot.
Die
Kenianerin, selbst keine schlechte Spurterin, konnte sich noch vor die
im Spurt müde wirkende Dibaba schieben und schien den 10.000 Meter von
letzter Woche Lauf besser verkraftet zu haben. Meseret Defar startete
eben nicht über 10.000 Meter. So konnte die Olympiasiegerin von 2004,
die auch 2007 den Weltmeistertitel erkämpfte und 2008 Bronze gewann nun den zweiten
Olympiasieg als Krönung ihrer Karriere verbuchen. Für die letzten 1.000
Meter benötigte sie 2:41 Minuten. Mit einem Heiligenbildchen in den
Händen auf der Bahn knieend dankte sie hinterher offenbar den Göttern und bei der Siegerehrung flossen bei ihr dann auch reichlich die Tränen. Nach dem Sieg von Dibaba über 10.000 Meter und Tiki Gelana im Marathonlauf
war das nun schon das dritte Gold für die Frauen Äthiopiens. Die
Kenianerinnen gehen dagegen leer aus. Dibaba und Defar holten bei
den letzten drei Olympischen Spielen jeweils entweder Gold oder Bronze.
| Ergebnisse:
1
|
Meseret Defar
|
ETH
|
15:04.25
|
2
|
Vivian
Jepkemoi Cheruiyot
|
KEN
|
15:04.73
|
3
|
Tirunesh Dibaba
|
ETH
|
15:05.15
|
4
|
Sally Jepkosgei Kipyego
|
KEN
|
15:05.79
|
5
|
Gelete Burka
|
ETH
|
15:10.66
|
6
|
Viola Jelagat Kibiwot
|
KEN
|
15:11.59
|
7
|
Joanne Pavey
|
GBR
|
15:12.72
|
8
|
Julia Bleasdale
|
GBR
|
15:14.55
|
9
|
Olga
Golovkina
|
RUS
|
15:17.88
|
10
|
Shitaye Eshete
|
BRN
|
15:19.13
|
11
|
Molly Huddle
|
USA
|
15:20.29
|
12
|
Tejitu
Daba
|
BRN
|
15:21.34
|
13
|
Yelena
Nagovitsyna
|
RUS
|
15:21.38
|
14
|
Julie
Culley
|
USA
|
15:28.22
|
15
|
Elena
Romagnolo
|
ITA
|
15:35.69
|
|
800m Männer - Rudisha mit Weltrekord zu Olympiagold (9.8.2012)
Das war Balsam auf die geschundene Seele Kenias. Bisher hatte man nur eine Goldmedaille im 3.000m Hindernislauf durch Ezekiel Kemboi zu verbuchen. Wenn aber einer eine sichere Bank für den Olympiasieg war, dann war es der Masaii David Rudisha
im 800 Meter Lauf, Weltrekordler (1:41:01 Minuten, Rieti 2010) und in
diesem Jahr ungeschlagen. Der 23-Jährige, der von der
Lauftrainerlegende Brother Colm O'Connel
aus Iten betreut wird, schaut normalerweise eher etwas finster-traurig
daher. Doch diesmal hatte der bescheidene Superstar des Teams Kenia
allen Grund zur Freude. Unmittelbar nach dem Startschuss übernahm der
1,90 Meter große Rudisha mit seinem unglaublich raumgreifendem Schritt
die Spitze und gab sie nicht mehr her. Der Weltmeister von Daegu 2011
braucht keinen Tempomacher, und - wer hat eigentlich die Klasse
ihm Tempo machen zu können?
Die Durchgangszeit von 49:28
Sekunden verhieß bereits eine schnelle Zeit. Würde der Meister
einbrechen? Nein - der Mann aus Kilgoris, dessen Vater schon bei den
Olympischen Spielen in Mexiko City im 4x400 Meter Lauf Olympiasilber
erlief - hielt sein Tempo und lief ungefährdet in neuer Weltrekordzeit von 1:40,91 Minuten zu
seinem ersten Olympiagold. Olympiasieg mit Weltrekord, der Traum eines
jeden Athleten! Das gelang zweimal einem der größten Läufer aller
Zeiten, dem Äthiopier Abebe Bikila, der im Marathonlauf 1960 und 1964 in Rom und Tokio gewann. Rudisha stahl damit auch dem wesentlich extrovertierteren Usain Bolt
an diesem Abend die Show, denn dem Jamaikaner gelang es knapp eine
Stunde später zwar über 200 Meter erneut Gold zu holen, aber den
Weltrekord verpasste er, vielleicht beim Austrudeln auf der Ziellinie.
Hinter Rudisha konnte sich der junge Nijel Amos
aus Botswana im Spurt von seinen Konkurrenten absetzen und mit einem
neuen Juniorenweltrekord in 1:41,73 Minuten Silber erlaufen. In
persönlicher Bestzeit von 1:42,53 Minuten holte der Kenianer Timothy Kitum
die zweite Medaille für Kenia. Alle Finalisten konnten sich
letztlich beim Tempomacher Rudisha bedanken. In seinem Windschatten gab
es das schnellste Rennen über 800 Meter aller Zeiten und selbst
der Letzte Andrew Osagie (GBR) lief auf Platz 8 noch in persönlicher Bestzeit von 1:43,77 Minuten ein.
| David Rudisha - 800 Meter Olympiasieger in Weltrekordzeit von 1:40,91 Minuten. (Foto, Copyright: Horst Steffny)
Ergebnisse:
1 | David L. Rudisha | KEN | 1:40.91 | (WR) | 2 | Nijel Amos | BOT | 1:41.73 | (WJ) | 3 | Timothy Kitum | KEN | 1:42.53 | (PB) | 4 | Duane Solomon | USA | 1:42.82 | (PB) | 5 | Nick Symmonds | USA | 1:42.95 | (PB) | 6 | Mohammed Aman | ETH | 1:43.20 | (NR) | 7 | Abubaker Kaki | SUD | 1:43.32 | (SB) | 8 | Andrew Osagie | GBR | 1:43.77 | (PB) |
|
Vorläufe 5.000m Männer - Arne Gabius bleibt im Vorlauf hängen (8.8.2012)
Der Tübinger Arne Gabius,
der in diesem Jahr mit für deutsche Verhältnisse guten Leistungen
aufwarten konnte (u.a. 5.000 Meter im Juni in Oslo in 13:13,43 Minuten)
kam im ersten Vorlauf als Siebter in 13:28,01 Minuten nicht weiter. Im
zweiten Vorlauf, der deutlich schneller war, kamen dagegen alle, die
sich nicht unter den ersten fünf Plätzen direkt qualifizieren konnten,
über die Zeitregel weiter. Im Finale stehen neben den drei schnellen
Äthiopiern Gebremeskel, Alamirew und Gebrhiwet,
die in diesem Jahr die Weltbestenliste anführen und über 10.000 Meter
nicht starteten, auch die Gold- und Silbermedaillen Gewinner des 10.000 Meter Rennens Mo Farah (GBR) und Galen Rupp
(USA), die allerdings vielleicht nicht mehr ganz so frisch im Finale am
Samstag sein könnten. Im Finale fehlt auch der Kenianer Edwin Soi, der in diesem Jahr in Paris bereits 12:55,99 Minuten gelaufen ist und in Peking Olympiadritter wurde.
|  Arne Gabius scheiterte bei Olympia bereits im Vorlauf (Foto,
Copyright: www.herbertsteffny.de)
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1.500m Männer - Makloufi? Ein rätselhaftes Rennen! (7.8.2012)
Zugegeben,
dieses Rennen läßt einige Fragezeichen offen. Nicht der leichte Regen
war ein Problem. Der haushohe Favorit und Olympiasieger 2008 Asbel Kiprop, wenn auch nur nachträglich durch Disqualifikation des Dopingsünders Rashid Ramzi,
reihte sich von Beginn an hinten ein, was zunächst nicht ungewöhnlich
für den großen, schlanken Kenianer ist. Doch als dann vorne die Post
abging, joggte er kampflos hinterher!? Es sah aus, als ob er es noch
nicht einmal im Ansatz versuchen würde seinen Titel zu verteidigen.
Alle drei kenianischen Teilnehmer Asbel Kiprop, Silas Kiplagat und Nixon Chepseba
belegten in der Weltjahresbestenliste in dieser Reihenfolge die drei
ersten Plätze, dominierten die Vor- und Zwischenläufe und gingen hier
plötzlich als die Geschlagenen vom Platz. Was ist los im Lande der
Wunderläufer? Haben die letzten Dopingskandale ihre Spuren hinterlassen? Laut dem kenianischen Nachrichten Magazin "Standard" ("Team Kenya in a mess as athletes flop") waren
einige Athleten, auch Asbel Kiprop im Finale verletzt. Es soll auch
Streitereien unter den Offiziellen geben, die die Athleten
beeiträchtigen würden.
Die nächste Irritation: Der Algerier Taoufik Makloufi, der
sich in letzter Zeit sensationell verbesserte, wurde zunächst wegen
unsportlichen Verhaltens nicht für das 1.500 Meter Finale zugelassen,
da er auf seiner zweiten gemeldeten Distanz 800 Meter, wo er immerhin
Afrikameister wurde, tags zuvor nur zum Schein
antrat und kurz nach dem Start ohne Verletzungsanzeichen ausstieg.
Hinterher gab er bei einer Pressekonferenz Knieprobleme an. Einem
Protest
des algerischen Verbandes wurde stattgegeben, man hatte vergessen ihn
vorher für die 800 Meter abzumelden. Dass der Läufer folglich über 800
Meter
antreten musste, aber durch seine vorzeitige Aufgabe nach 200
Metern Kraft sparen
wollte, ist nachvollziehbar, wenn gleich das sehr seltsam aussah. Der
24-Jährige, der im Vorlauf schon einen überragenden oder (wie
angestochen laufenden?) Auftritt hatte, durfte also nach einigem
Hickhack über 1.500 Meter starten. Mit dem Bahrainer Ali Mansour
und dem Türken Ilham Tanui Özbilen waren übrigens zwei
weitere Exil-Kenianer im Feld, die aber ebenfalls keine Rolle im Finale spielen sollten. Die Äthiopier brachten nur einen
Teilnehmer ins Finale.
Nach dem Startschuss machte keiner
das Rennen zunächst wirklich schnell. Nach 1.000
Metern beschleunigte Nixon Chepseba etwas, man dachte die Attacke
der Kenianer würde nun beginnen. Etwas irritierend, dass Asbel Kiprop immer
noch ganz hinten trödelte. Eingangs der letzten Runde war die Gruppe noch
komplett zusammen. Der durch eine Spritze ins Knie wiederhergestellte Taoufik Makloufi schob sich in die erste Reihe neben die verbliebenen Kenianer und den Äthiopier Mekonnen Gebremedhin, um dann auf den letzten 300 Metern alles in Grund und Boden zu sprinten. Der Nordafrikaner siegte überlegen in 3:34:08 Minuten. Der Beifall hielt sich in Grenzen. Zuletzt siegte für Algerien Nourredine Morceli 1996 bei den Männern über 1.500 Meter bei Olympia. Leonel Manzano, der schon die US-Trials gewann, schob sich in einem energischen Spurt noch auf den Silberrang vor Abdalaati Iguider.
Der Favorit Asbel Kiprop joggte zehn Sekunden danach über die
Ziellinie. So hatte man den sonstigen Überläufer noch nicht gesehen.
Was soll man zum Totalausfall der Kenianer sagen? Vielleicht eine
Lebensmittelvergiftung? Der deutsche Teilnehmer Carsten Schlangen kam über den Zwischenlauf nicht hinaus.
| Ergebnisse:
1 | Taoufik Makhloufi | ALG | 3:34.08 | . | 2 | Leonel Manzano | USA | 3:34.79 | (SB) | 3 | Abdalaati Iguider | MAR | 3:35.13 | . | 4 | Matthew Centrowitz | USA | 3:35.17 | . | 5 | Henrik Ingebrigtsen | NOR | 3:35.43 | (NR) | 6 | Mekonnen Gebremedhin | ETH | 3:35.44 | . | 7 | Silas Kiplagat | KEN | 3:36.19 | . | 8 | Ilham Tanui Özbilen | TUR | 3:36.72 | . | 9 | Nicholas Willis | NZL | 3:36.94 | . | 10 | Belal Mansoor Ali | BRN | 3:37.98 | . | 11 | Nixon Kiplimo Chepseba | KEN | 3:39.04 | . | 12 | Asbel Kiprop | KEN | 3:43.83 | . |
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Triathlon Männer - Das Laufdiktat des Alistair Brownlee (7.8.2012)
Die läuferische Leistung des Alistair Brownlee
im Hyde Park war beeindruckend! Nachdem beim Schwimmen des olympischen
Ausdauerdreikampfes die Einzelleistung abgefragt wird, man sich aber
beim Radfahren durch das anders als beim Ironman erlaubte
Windschattenfahren irgendwie aber durchlutschen kann, musste der
Showdown beim abschließenden 10 Kilometer Lauf fallen! Und da ließ der
Brite vor heimischem Publikum nichts mehr anbrennen. Kaum die
Laufschuhe an den Füßen, übernahm er nach einem Blitzwechsel aus einer
20er-Gruppe mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Joanathan Brownlee das Tempodiktat, dem nur noch der Spanier Javier Gomez
folgen konnte. Ohne sich um die anderen zu kümmern, zog der 24-Jährige
dann sein Ding konsequent durch und schüttelte seine Mitstreiter nach
und nach ab. Im Ziel hatte er letztlich eine ordentliche Zeit von 29:07
Minuten und die Goldmedaille sicher. Ein weiterer Grund zum feiern:
Bruder Jonathan Brownlee holte hinter dem Spanier noch Bronze. Bester
Deutscher wurde als Sechster Titelverteidiger und Routiner Jan Frodeno,
der nach Verletzungspausen noch eine beachtliche Leistung ablieferte.
Erst seit knapp zwei Monaten konnte er wieder das Lauftraining
aufnehmen. Mit 30:06 Stunden (sechstschnellste Zeit) war er schneller
als der als guter Läufer bekannte Steffen Justus (30:16 Minuten, achtschnellste Zeit), der auf Platz 16 einkam. Auf Rang 31 landete der dritte Deutsche Maik Petzold (33:00 Minuten).
| |
3.000m Hindernis - Die (gedopte) Weltmeisterin Zaripova mit
Start-Ziel-Sieg (6.8.2012)
Toll zunächst, dass zwei deutsche Teilnehmerinnen es - wie weiter unten
berichtet - es bis ins
Finale geschafft haben. Bei leichtem Regen wurde im Verlaufe
des
Rennens nach anfänglichen Stehversuchen das Tempo zunehmend schneller.
Die beiden Deutschen
Antje Möldner und Geza Felicitas Krause,
die keine ernsthaften Medaillenchancen hatten, hielten sich hinten auf.
Vorne gab dagegen die Russin Yuliya Zaripova den
Takt vor. Zur Hälfte des Rennes teilte sich das Feld und
die Deutschen verloren den Abschluss. Vorne bildete
sich eine
Siebenergruppe heraus mit zwei Kenianerinnen und drei Äthiopierinnen.
Die Weltrekordlerin Gulnara
Galkina
aus Russland stieg vorzeitig aus. Eingangs der letzte
Runde führte
immer noch die amtierende Weltmeisterin Zaripova, dahinter zwei
Äthiopierinnen,
eine Kenianerin und die Tunesierin Habiba
Ghribi,
die noch die Ostafrikanerinnen überlaufen konnte. Doch die Russin ließ
sich vorne die Goldmedaille nicht mehr nehmen. In 9:06:72 Minuten und
persönlicher Bestleistung gewann sie überlegen das Finale, Bronze
sicherte sich die Äthiopierin Sofia
Assefa gegen die heranstürmende Kenianerin Milcah Chemos Cheywa.
Nachtrag
22.11.2016: Wegen der Einnahme des Anabolikums Oral-Turinabol wurden
der Russin Zaripova, die bereits 2015 wegen Unregelmäßigkeiten im
Blutpass gesperrt wurde, nun der Olympiasieg aberkannt. Nachtests des
IOC kamen zu dem neuen Befund.
Mit 9:21,78 wurde Antje Möldner
auch angesichts ihrer Krankheitsvorgeschichte gute Siebte und die
gerade 20-Jahre alt gewordene Nachwuchsläuferin Krause spurtete
sich bei ihrer Olympia-Premiere gegen die US-Amerikanerin Emma Coburn auf
Platz acht, erzielte damit also einen Endkampfplatz noch vor
der
Kenianerin Mercy Njoroge.
Sie
bezeichnete ihr Olympiafinale hinterher im Interview als "einen Traum."
Immerhin lief Kause mit 9:23,52 Minuten erneut persönliche Bestzeit und
U-23 Europarekord. Damit ist sie auch nur noch fünf Sekunden
vom deutschen Rekord von Antje Möldner (9:18:54 Minuten) entfernt.
Das Ziel der EM-Vierten war Olympiafinale und Hausrekord, den sie in London
um rund 10 Sekunden nach oben schraubte. Das läßt für die Zukunft
hoffen! Die beiden Deutschen belegen übrigens mit ihren Leistungen
die Plätze acht und zehn der momentanen Weltjahresbestenliste!
Konkurrenz hat noch immer das Geschäft und die Motivation gehoben!
|
Ergebnisse:
1. |
|
Yuliya
Zaripova* |
RUS |
9:06.72 |
(PB) |
2. |
|
Habiba
Ghribi |
TUN |
9:08.37 |
(NR) |
3. |
|
Sofia
Assefa |
ETH |
9:09.84 |
. |
4. |
|
Milcah
Chemos Cheywa |
KEN |
9:09.88 |
. |
5. |
|
Hiwot
Ayalew |
ETH |
9:12.98 |
. |
6. |
|
Etenesh
Diro |
ETH |
9:19.89 |
(PB) |
7. |
|
Antje
Möldner-Schmidt |
GER |
9:21.78 |
(SB) |
8. |
|
Gesa
Felicitas Krause |
GER |
9:23.52 |
(PB) |
9. |
|
Emma
Coburn |
USA |
9:23.54 |
(PB) |
10. |
|
Mercy
Wanjiku Njoroge |
KEN |
9:26.73 |
. |
11. |
|
Clarisse
Cruz |
POR |
9:32.44 |
. |
12. | |